Gastautor

Die Wächter der Natur

Natur bewusst erleben

13.03.2025

© Kleinwalsertal Tourismus eGen • Fotograf: Oliver Farys

Es ist der Winter 2020/2021. Lockdown. Die Seilbahnen im Kleinwalsertal sind stehen still.

Wer in diesem Jahr trotzdem nicht auf Wintersport verzichten wollte, musste zu seiner eigenen Aufstiegshilfe werden. So wurden die Schneeschuhe aus dem Regal geholt, die Felle auf die Ski geklebt oder die Langlaufski aus dem Keller geholt. Hauptsache raus in die Natur und an die frische Luft. Schnee war in den meisten tiefer gelegenen Gebieten im Winter 2020 eher Mangelware und über die Grenze ins restliche Österreich konnte man nicht. Und so zog es viele Menschen in die Berge des Kleinwalsertals. Sehr viele Menschen.

An manchen Wochenenden blieb kaum ein Hang unverspurt und kaum ein Gipfel unbestiegen. "Viele Menschen hatten während der Pandemie ein großes Bedürfnis danach, in der Natur Erholung zu finden. Das hat man im Kleinwalsertal anhand der steigenden Zahl von Wintersportlern gespürt" berichtet Natur bewusst erleben-Ranger Daniel Riedel.

Bewusstseinsbildung: Besucher sanft lenken

Nun war dies eine besondere Situation. Zudem ist das Kleinwalsertal für seine Gastfreundschaft bekannt und heißt seine Besucher*innen immer gerne willkommen. Aber ebenso wichtig ist die Achtsamkeit für die Natur und seine Bewohner*innen. Und so hatte dieser Winter auch etwas Gutes: Er zeigte die Notwendigkeit, die Besucherströme zu lenken und den sensiblen Naturraum zu schützen.

Zur Besucherlenkung wurden im Rahmen der Initiative Natur bewusst erleben an den Eingängen von Seitentälern und Naturräume Informations- und Hinweistafeln aufgestellt. Diese weisen Aktivurlauber*innen im Sommer und Winter darauf hin, welche Bereiche als Schutz- und Schongebiete ausgewiesen sind und geben nützliche Hinweise für das richtige Verhalten in den Bergen. Darüber, wie wir respektvoll mit der Natur, aber auch bewusst miteinander umgehen. Wie wir weitschichtig erleben können. Das betrifft die richtige Tourenplanung, vierbeinige Freunde, aber auch den Besuch der Naturtoilette.

Mehr Infos zum Verhaltenskodex

Meet a Ranger: Natur bewusst erleben

Ein Ziel von Natur bewusst erleben ist es, das Bewusstsein für den Wert der Natur zu schärfen. Um das für Besucher*innen und Bewohner*innen noch greifbar zu machen, wurde ein Team von fünf Rangern ausgebildet, die zu Stoßzeiten in den jeweiligen Teilräumen des Kleinwalsertals anzutreffen sind.

Sie treten mit Outdoorliebhaber*innen in den Dialog. Denn nur durch bewusstes Handeln können wir alle dazu beitragen, die Natur zu. Natur bewusst erleben-Ranger Daniel Riedel beschreibt ihre Aufgabe als "aufklären und an die Eigenverantwortung appellieren."

Insbesondere im Winter, wenn Tiere und Natur besonders schutzbedürftig sind, steht das Ranger-Team beratend für Sportler*innen und Erholungssuchende zur Seite. Ist die geplante Tour begehbar? Wo befinden sich die Schutz- und Schongebiete? Wie kann ich mir diese in den Onlinekarten darstellen lassen? All diese Fragen beantworten die Ranger*innen mit ihrem fundierten Wissen über den Naturraum.

Das ganze Jahr Naturbewusstsein fördern

Nicht nur im Winter sind die Ranger*innen unterwegs. Auch im Sommer kannst Du sie an verschiedenen Orten im Kleinwalsertal antreffen. Sie klären über alpine Gefahren auf, geben Tipps und Hinweise für den Abstieg und die richtige Selbsteinschätzung oder auch den richtigen Umgang mit Alpvieh. Die fünf Ranger*innen sind meist zu den Stoßzeiten an den Einstiegsstellen und Parkplätzen unterwegs. An mehreren Terminen im Sommer informieren sie zudem auch an Info-Points zu Themen wie "Wald & Wild" oder "Sicherheit im Gebirge". Sprich sie gerne bei Fragen zu Deinen Touren oder zum richtigen Verhalten auf Deiner nächsten Wanderung an – Du erkennst sie an ihren Jacken mit dem Natur bewusst erleben-Logo. 

Die Natur, Natur sein lassen

Die Aufgaben der Ranger*innen sind noch vielschichtiger. Sie sind unterwegs in der Natur und sprechen nicht nur mit Besucher*innen, sondern vermitteln zwischen Jäger*innen, Landwirt*innen, Hüttenwirt*innen und Grundeigentümer*innen. Sie sammeln Feedback und Hinweise und bringen diese in das Natur bewusst erleben-Netzwerk ein. Ein Netzwerk, das einen sensiblen Umgang mit der Natur und miteinander fördert. Der Natur mehr Gewicht und Gehör gibt. Erkennt, wo wir zukünftig hinschauen müssen.

"Ich finde diesen Ansatz so schön, weil wir damit eine Initiative haben, mit der wir Räume schaffen. Räume für tolle Erlebnisse in der Kleinwalsertaler Bergwelt, aber auch Räume, wo wir die Natur, Natur sein lassen." - Daniel Riedel